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Dschibuti

Im Jahre 2011 haben wir anlässlich des 2004 durch den Reformierten Weltbund beschlossenen "Bekenntnisses von Accra" eine Reihe von Predigten und Vorträgen organisiert, in denen wir die biblische Botschaft für unser Wirken in der globalisierten Welt besprochen haben. Wir waren seit dieser Zeit auf der Suche nach einer Gemeinde in der sich entwickelnden Welt, mit der wir in Kontakt bleiben und für die wir in Berlin Geld oder sonstige Spenden sammeln könnten, um ganz bestimmte Bedürfnisse zu decken.
Auf Bitten der Communauté protestante francophone de Berlin haben wir schon früher mal für „Dschibuti“ (französisch: Djibouti) eine Kollekte gesammelt. 2011 hat uns Pfarrer Gounelle von der Commission des Églises évangéliques d'expression française à l'extérieur (CEEEFE - ein Zusammenschluss der französischsprachigen protestantischen Kirchen im Ausland) anlässlich der Einführung von Pfarrer Kobi als Pasteur der Communauté besucht und mehreren Interessierten aus unserer Kirche von der Gemeinde in Dschibuti erzählt. Daraufhin haben auch wir Kontakt zu dem dortigen Pfarrer Michael Schlick aufgenommen. Er hat uns in einer langen E-Mail seine Gemeinde und ihre besonderen Bedürfnisse beschrieben.
Die Gemeinde ähnelt unserer französischsprachigen Communauté: Viele aktive Gemeindeglieder sind auf der Durchreise und bleiben nicht länger als zwei Jahre im Lande. Dennoch haben sie ein reges Gemeindeleben entwickelt: Es gibt eine Kinder- und Jugendgruppe, einen Gebetskreis und Hauskreise, eine Musikgruppe und eine aktive Frauengruppe. Es wird angestrebt, eine Internetseite zu gestalten.
Die Gemeinde braucht Geld für Material aller Art für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, für Kirchenbestuhlung, für die Gemeindeküche sowie für Büromaterial. (Das wäre der erste Kollektenanlass.)
Auch in der Verteilung von Sachspenden ist diese arme Gemeinde tätig. Viele Flüchtlinge kommen nach Dschibuti, denn in den Ländern um dieses kleine Land am Horn von Afrika herum herrscht Krieg: in Somalia, Äthiopien, Eritrea. Die Gemeinde versucht, diesen Flüchtlingen zu helfen. (Das wäre der zweite Kollektenanlass.)
Die Gemeinde leistet zudem etwas, was sie „Entwicklungshilfe“ nennt: Sie betreibt eine Sekretariatsschule für Mädchen und junge Frauen und bildet junge Männer zu Buchhaltern und Bürokräften aus. 60% der Absolventen finden innerhalb eines Jahres eine feste Anstellung. Das Gebäude der Schule wurde von Erdbeben schwer erschüttert und wird zur Zeit wieder fest aufgebaut. Auch für Schulausstattung wird also Geld gebraucht (ein dritter Kollektenanlass).
Das Mittwochsconsistorium hat den Vorschlag der „Accra“-Hauskreise befürwortet und die Generalversammlung darum gebeten, diese Gemeinde als unsere Partnergemeinde anzunehmen, mit dem Versprechen, dass wir immer wieder Geld für Projekte in Dschibuti sammeln wollen. Daraufhin hat die Generalversammlung beschlossen: „Die Generalversammlung der Französischen Kirche zu Berlin erkennt die Église protestante évangélique de Djibouti als unsere Partnerkirche in Afrika an. Wir werden für diese Kirche Geld sammeln und ihre Aktivitäten nach Kräften unterstützen.” Sarah Wayer

Pasteur Thiam über das Bildungszentrum der prot. Gemeinde

Einst eine verzweifelte Gemeinde in großen Schwierigkeiten – heute ein Modell auf dem Gebiet der Jugendhilfe.
Dank an die Französische Kirche in Berlin

Das Bildungszentrum der protestantischen Gemeinde in Dschibuti (EPED) hat zum Ziel, jeder / jedem zu helfen, seine Kompetenzen zu entwickeln und ihr / ihm dafür die nötige Aus- oder Fortbildung zu geben. Die Eglise Protestante Evangélique de Djibouti (EPED) wendet sich damit an den schwächsten und verwundbarsten Teil der Bevölkerung: Flüchtlinge, junge Menschen aus ärmlichen Verhältnissen, Mädchen, die auf der Straße leben.
Nachdem für junge Männer in den vergangenen Jahren Ateliers zur Herstellung von Solardächern entwickelt worden waren, galt es jetzt auch für junge Frauen ein Konzept zu finden, um ihnen – im Rahmen des bestehenden gesellschaftlichen Kontextes – eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Das Bildungszentrum der EPED hat dafür mehrere Partner gehabt: Caritas Dschibuti, die Hugenotten-kirche in Berlin, die Communauté protestante francophone in Berlin, die NGO „Linking in Aid“, das Büro für Entwicklungszusammenarbeit der französischen Botschaft in Dschibuti.
Von Januar 2020 bis März 2021 galt die erste Phase dem Anlernen von Grundkenntnissen (Zuschneiden und Sticken). Ergänzt wurde die praktische Ausbildung der jungen Frauen durch Alphabetisierungskurse und Kurse zur Vermittlung betriebswirtschaftlicher Grundkenntnisse. Die Kurse haben im Januar 2020 begonnen. 16 Nähmaschinen wurden gekauft – 6 davon mit Hilfe von Spenden der Französischen Kirche zu Berlin. Allerdings kamen auch schwierige Zeiten: wegen des Lockdowns und auch des Wegbleibens einiger Schülerinnen. Aber schließlich konnten 7 von 8 Auszubildenden ein Abschlusszeugnis erhalten. Sechs von ihnen erhielten zusätzlich ein Zeugnis für kaufmännische Unternehmensführung. Die NGO „Linking in Aid“ hat jede der Absolventinnen mit einer Nähmaschine und Nähmaterial belohnt, um die Gründung eines Heimateliers zu ermöglichen.
Für junge Männer wurde dieses Jahr ein neues Ausbildungsprojekt ermöglicht. In Kooperation mit den in Dschibuti stationierten Kräften der französischen Armee werden Praktika auf einer Lehrbaustelle angeboten.
Pfarrer Pierre Thiam dankt der Französischen Kirche zu Berlin für die große Unterstützung, die die erste Phase der Nähkurse ermöglicht hat. Seine Gemeinde möchte dieses Projekt – gestärkt durch die erhaltene Starthilfe – fortsetzen und weiterentwickeln.
Für Pierre Thiam übersetzt und zusammengefasst von Claudine Hornung (secrétaire générale des CP)